© Foto: Heiko Sandelmann

Als Noras Mann Torvald vor acht Jahren lebensbedrohlich erkrankte, nahm sie heimlich einen größeren Kredit bei dem Anwalt Krogstad auf, um den rettenden Kuraufenthalt zu finanzieren. Darauf ist sie stolz. Und dass sie dafür die als Bürgschaft verlangte Unterschrift ihres Vaters fälschte, findet sie vertretbar. Denn sie hat es aus Liebe getan. Kurz bevor Nora ihre Schulden abbezahlt hat, wird Torvald Direktor der Bank, in der ausgerechnet auch Krogstad arbeitet. Als Torvald ihn entlassen will, wird dieser zum Erpresser und bringt die Katastrophe ins Rollen. Noras Geheimnis fliegt auf, die Ehe implodiert. Torvald setzt alles daran, dass der Skandal nicht öffentlich wird. An diesem Punkt erkennt Nora, dass es ihrem Mann immer nur um seine gesellschaftliche Stellung gegangen ist und er sie nie als Partnerin gesehen hat. Sie verlässt ihn und die Kinder und tritt ins Freie – einer ungewissen Zukunft entgegen. Henrik Ibsens 1879 uraufgeführtes Ehedrama gilt bis heute als das Stück über die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die erkennt, dass nur sie selbst für ihr Glück oder Unglück zuständig ist und sich radikal von gesellschaftlichen Rollenmustern befreit.